Am 27. Januar 2020 fand anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Gedenkstein auf dem Görlitzer Wilhelmsplatz eine Gedenkveranstaltung der Stadt Görlitz statt. Der AfD-Kreisverband Görliz und AfD-Stadträte nahmen mit einigen Vertretern an der Veranstaltung teil und legten ein Blumengebinde zum Gedenken an die vom nationalsozialistischen Regime ermordeten Menschen am Mahnmal nieder.
Die Stadt Görlitz hatte für einen angemessenen Rahmen gesorgt: Ein Bläserquartett spielte Stücke in Moll, der Oberbürgermeister und ein Amtsvorgänger sprachen bewegende Worte. Gemeinsam mit dem Zgorzelcer Bürgermeister Gronicz legten sie einen Kranz ab. Schüler der beiden städtischen Gymnasien hielten auch eine Ansprache.
Die Teilnahme der bürgerlich konservativen AfD am Gedenken gefiel jedoch offenbar nicht allen der Anwesenden. Bereits beim Eintreffen vor Ort wurden die Vertreter argwöhnisch befragt, was sie hier machen würden. Der freundliche Hinweis, dass man daran erinnern müsse, wozu Sozialisten in totalitären Regimen fähig seien, traf ins Schwarze. Sogleich erhob sich ein Lamento, dies sei ungeheuerlich. Um dem Anlass des Zusammentreffens Rechnung zu tragen, ließen die Vertreter der AfD den Provokateur stehen.
Ohne weitere Vorfälle konnten die Vertreter der AfD das Blumengebinde ablegen und – der vielen Toten gedenkend – in einer Schweigeminute verharren.
Allerdings gab es im Nachgang einen bitteren Nachgeschmack: bereits am Morgen des 28. Januar 2020 fehlte die Kranz-Schleife. Dass der Diebstahl derselben politisch motiviert sein muss, ist offenkundig. Alle anderen Kränze und Gebinde bleiben unberührt.
Hierzu äußerte der Fraktionsvorsitzende der AfD im Görlitzer Stadtrat Lutz Jankus:
„Es ist schon bestürzend, wie selbsternannte Wächter der Vergangenheitsbewältigung darüber bestimmen wollen, wer den Opfern der nationalsozialistischen Diktatur gedenken darf und wer nicht. Die Tat werte ich als Anschlag auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, in der Meinungspluralismus unverzichtbar ist. “